Mauern schreiben Geschichte. Sie können Krieg und Frieden begünstigen, Menschen trennen oder vereinen, religiöse Kultstätte oder Ort politischer Proteste sein. Und manchmal reicht schon ein Paket Butter, um aus einer Wand ein berühmtes Kunstwerk zu machen.
Nackte Tatsachen gegen das Establishment: Rainer Langhans, bekanntester Bewohner der Wohngemeinschaft „Kommune 1“ und seine Mitstreiter, darunter auch Model Uschi Obermaier, zogen vor über 40 Jahren vor einer unschuldigen weißen Wand blank. Sie protestierten so gegen Spießertum und bürgerliche Kleinfamilien und für sexuelle Befreiung. In der kurzen Zeit ihres Bestehens (1967-69) rüttelte die bekannteste Wohngemeinschaft Deutschlands mehr Menschen auf, als „Big Brother“ mit gefühlten 50 Staffeln.
Kaum ein Bauwerk der Nachkriegszeit erlangte eine solch traurige Berühmtheit wie die Berliner Mauer, die am 13. August 1961 errichtet wurde. Graue Betonplatten rissen Familien auseinander, halbierten eine Weltstadt. Zahlreiche Menschen verloren ihr Leben bei dem Versuch, die Mauer zu überwinden. 28 Jahre später hatten die DDR-Bürger die Nase voll: Am 9. November 1989 stürmten sie die Übergänge nach West-Berlin. Das war das Ende der überdimensionalen „Trennwand“.
Bekannt waren sie vorher schon, berühmt wurden die Wände und Mauern des World Trade Centers in New York erst, als sie beim Terroranschlag am 11. September 2001 vollständig einstürzten. Nachdem Terroristen zwei Flugzeuge in die Zwillings-Türme gelenkt hatten, fielen diese in sich zusammen und begruben rund 2.800 Menschen unter sich. Die Bilder der später „Ground Zero“ genannten Unglücksstelle gingen um die Welt. An gleicher Stelle entsteht nun ein neuer Wolkenkratzer: Das One World Trade Center soll 2013 fertigstellt sein.
Die Länge macht’s: Dass die Chinesen einen Hang zur Superlative haben, wissen wir spätestens seit der Olympiade 2008. Kein Wunder also, dass das nach Masse und Volumen größte Bauwerk der Welt, die Chinesische Mauer, aus dem Reich der Mitte stammt. 6.350 Kilometer war jahrelang die offizielle Länge. Nach neuesten Messungen soll sie sogar mehr als 8.000 Kilometer lang sein. Vor 2.000 Jahren als militärische Anlage zum Schutz vor Reitervölkern aus dem Norden gebaut, steht sie seit 1987 auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes. Und in einer weltweiten Online-Abstimmung wählte man die Mauer sogar zu einem der „sieben neuen Weltwunder“. Eine Superlative aber bleibt den Chinesen verwehrt: Die „große Mauer“ ist wohl doch nicht, wie lange Zeit behauptet wurde, sogar vom Mond aus zu sehen.
Wände und Mauern sind für ihn kein Hindernis, sondern Spiel- und Tummelplatz: Nachdem der schüchterne Teenager Peter Parker von einer radioaktiv verseuchten Spinne gebissen wurde, entwickelte er sich zum Superhelden. Als legendärer Spiderman besaß er plötzlich überdurchschnittlich viel Kraft und Geschicklichkeit, und konnte plötzlich – einer Spinne gleich – Wände erklettern. Sein Lieblingsort: Die glatten „Mauern“ der New Yorker Wolkenkratzer.
Ein Ort für Gebete: Die Klagemauer in der Altstadt von Jerusalem ist die wichtigste religiöse Stätte für Juden weltweit. Unzählige Gläubige besuchten bereits das 48 Meter lange und 18 Meter hohe Bauwerk, darunter auch US-Präsident Barack Obama und Papst Benedikt. Den Namen Klagemauer bekam die historische Stätte, weil Besucher auf kleinen Zettel ihre Gebete in die Mauerspalten stecken, und so Gott zu Gehör bringen wollen. Doch man muss dafür nicht unbedingt selbst nach Israel reisen: Ein Rabbi vor Ort sammelt die Nachrichten, die ihm per Post, per Fax oder per E-Mail gesendet werden, und steckt sie dann selbst in die Mauernischen.
Die Mauer im Kopf, besungen von der britischen Rockband Pink Floyd, machte ebenfalls Karriere: Der Song „Another Brick in the Wall“ von der 1979 erschienenen Platte „The Wall“ wurde zum Welthit. Das Lied handelt von Repressalien, die junge Menschen während ihrer Schulzeit erleben. Einige Textstellen, die sich kritisch gegen bestimmte Lernmethoden aussprachen, wurden später sogar als anarchistische Hymne verwendet. Farbige Schüler in Südafrika sangen das Lied bei ihren Protesten gegen einen von der Apartheid-Ideologie bestimmten Lehrplan – die südafrikanische Regierung reagierte prompt und verbot „The Wall“ ein Jahr nach Erscheinen.
Pferde, Hirsche und mächtige Stiere tummeln sich im flackernden Schein von Taschenlampen. Die in warmen Erdtönen gehaltene Szene spielt sich auf der berühmtesten Höhlenwand der Welt ab, in der Grotte von Lascaux im Südwesten Frankreichs. Erst vor 70 Jahren entdeckten spielende Kinder die Wandgemälde, die unsere Vorfahren bereits um 17.000 v. Chr. gemalt hatten. Was Touristen davon heute zu sehen bekommen, ist aber nicht die Original-Höhle: Die wurde bereits 1960 wegen Algen- und Schimmelbefall geschlossen. Die steinzeitliche Höhlenwand-Kunst kann man heute in der original nachgestalteten Grotte „Lascaux II“ bestaunen.
Meterhohe Leuchtreklamen, Bildschirme mit Werbung, Comics oder Börsennews – die bunte Bilderwand des New Yorker Times Square ist ein ganz besonderer Eyecatcher in der US-Metropole. Der Platz an der Kreuzung Broadway und Seventh Avenue mitten im Herzen Manhattans wurde nach der Zeitung „New York Times“ benannt. Am Times Square findet man neben zahlreichen Theatern und Multiplex-Kinos auch die Studios von MTV, Sony und Virgin Records. Mit Wirtschaftspower und Mega-Bildwand ist dieser Platz einer der größten Publikumsmagneten im Big Apple.
Wände und Mauern sind verfallen, aus Palästen wurden Ruinen – und doch lockt die Akropolis mit morbidem Charme und ausgefallenen Ornamenten Menschen aus aller Welt an. Die Stadtfestung aus dem antiken Griechenland steht auf einem 156 Meter hohen Felsen und gehört seit 1986 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Ihre ersten Siedlungsspuren stammen aus der Jungsteinzeit vor etwa 4.000 Jahren. In früheren Zeiten war die antike Anlage im Herzen Athens Wohnort und Kultstätte. Neben Sonne und Strand ist diese Ansammlung von alten Steinen das Wertvollste, das Griechenland zurzeit zu bieten hat.
Der Drache ist das bekannteste Fabelwesen Asiens und gilt in der chinesischen Mythologie als sehr mächtige Gottheit. Die „Neun-Drachen-Wand“ in Peking zählt daher bei den Besuchern zu den Hauptattraktionen der Stadt. Die Wand wurde 1756 gebaut und mit siebenfarbigen Reliefs aus glasierten Kacheln verkleidet. Neben den neun großen, mit Wind und Wellen spielenden Drachen zeigt sie 635 weitere Fabelwesen in allen Größen. Sie ist die einzige Drachenwand in China, bei der sowohl die Vorder- als auch Rückseite gestaltet wurde: Ein farbenprächtiges Spektakel, das an Glanz und Gloria der Kaiserzeit erinnert.
Wände zu bemalen ist Kindern meistens nicht erlaubt. Künstler aber tun dies nicht selten und machen sich damit unsterblich. Eines der berühmtesten Wandgemälde der Welt ist das „Abendmahl“ des italienischen Malers Leonardo da Vinci. Es schmückt die Nordwand des Speisesaals der Dominikanerkirche Santa Maria delle Grazie in Mailand. Das Wandbild zeigt Jesus mit seinen zwölf Aposteln genau in dem Augenblick, in dem er ihnen sagt, dass ein Verräter unter ihnen sei. Das Wandgemälde gilt als Meilenstein der Renaissance-Malerei.
Aufregend bunt und phantasievoll präsentiert sich diese Häuserfassade in Wien – mit einem Wanddesign der Superlative. Kein Wunder, denn hier hat ein Künstler Hand angelegt: Friedensreich Hundertwasser (1928 – 2000) hat das Gebäude Ecke Kegelgasse und Löwengasse gestaltet. Die Hauswand verwirrt mit Formen und Farben die Sinne, ihre spielerische Architektur soll an eine Fata Morgana erinnern. In ähnlicher Art und Weise gestaltete der Künstler rund 40 verschiedene Gebäude. Das Hundertwasserhaus in Wien ist die viertgrößte Sehenswürdigkeit Österreichs.