Zimmerpflanzen tragen erheblich zur Erhöhung der Wohnqualität bei. Allergiker sowie Hunde- und Katzenbesitzer müssen aber bei einigen Exemplaren vorsichtig sein. So sollte man vorher genau darauf acht geben, wo man seine Gartenmöbel aufstellt.
Wirkung für Körper und Seele
Pflanzen machen glücklich! Unter anderem liegt das daran, dass die Evolution den Menschen ein Schnippchen schlägt. Denn Pflanzen signalisieren die Präsenz von Wasser sowie die eines fruchtbaren Bodens. Gleich zwei Grundvoraussetzungen für eine volle Speisekammer. Dieses tief verwurzelte Wissen, so sagen Anthropologen, sorgt bis heute für die entspannende und aufmunternde Wirkung üppiger Vegetation auf den Menschen. Das leuchtet ein, denn wer weiß, dass die Versorgungslage gesichert ist, kann leicht fünf gerade sein lassen.
Einigen Pflanzen werden darüber hinaus ganz spezielle Kräfte zugeschrieben. So genießt die Orchidee den Ruf, das Selbstbewusstsein zu stärken. Aloe Vera gilt als probates Mittel, um Träumer zurück in die Realität zu holen. Der Anblick eines Alpenveilchens soll gegen das Gefühl helfen, unbeliebt zu sein. Und das Anthurium verwandelt Schüchterne in kühne Draufgänger – eine Annnahme, die möglicherweise durch die Fantasie anregende Form des Stempels gefördert wird.
Sagen und Mythen
Manch ein Vertreter aus dem Reich der Botanik soll gar dazu verhelfen, okkulte Fähigkeiten zu erlangen: In einigen Gegenden ist man der Überzeugung, das Rauchen von Anemoneblättern führe zu tiefgehenden Hexenkenntnissen.
Ganz besonders sagenumwoben ist die hochgiftige Alraune, deren Wurzeln einer menschlichen Gestalt ähneln. Aus diesem Grunde wurden ihr in der Antike und im Mittelalter Zauberkräfte unterstellt. Allerdings hieß es, dass derjenige, der die Wurzel ausreißt, entweder verflucht sei oder gar stürbe. Also war es üblich, die Wurzel von Hunden ausgraben zu lassen. Harry-Potter-Fans wissen, dass sie dafür verwendet wird, Menschen aus einer Versteinerung zu erlösen. Über die Art der Zauberwirkung in der Potterschen Muggelwelt kann jedoch nur spekuliert werden. Als gesichert gilt lediglich, dass die Alraune starke Rauschzustände auslöst und daher selbst in der Naturheilkunde allenfalls stark verdünnt eingesetzt wird.
Positiv für die Gesundheit
Als ebenso sicher gilt, dass Pflanzen eine stark reinigende Wirkung entfalten. Speziell in Großraumbüros schätzt man sie als Lärm- und Staubfilter. Darüber hinaus befreien sie die Luft von Schadstoffen. Wie „Welt Online“ berichtet, ist etwa die Betelnusspalme ein besonders effektiver Schadstoffkiller. So hat keine geringere Behörde als die NASA festgestellt, dass die Pflanze einen Raum innerhalb von vier Stunden zu 99 Prozent von Formaldehyden befreien kann. Aber auch Grünlilien, Birkenfeigen oder Drachenbäume sind effektive Vernichter von den Giftstoffen, die in modernen Büros durch den Einsatz von Druckern und Kopieren frei werden.
Raucher sind hervorragend mit dem Bogenhanf beraten. Die langblättrige Topfpflanze ist eine Meisterin im Abbau von Benzol, eines Giftes, das durch Zigarettenrauch frei gesetzt wird. Diese Eigenschaft teilt sie mit der Efeutute sowie der Birkenfeige. Die drei Pflänzchen sind also eine geradezu unerlässliche Wohnungsbegrünung für Partnerschaften und WGs aus Rauchern und Nichtrauchern. Dort verbessern sie nicht nur die Luft, sondern das gesamte Klima nachhaltig!
Auch durch ihren Beitrag zur Verminderung von Heizkosten können Zimmerpflanzen für gute Laune sorgen. Der Spareffekt wird dadurch erzielt, dass Pflanzen die Luftfeuchtigkeit anheben. Ein Raum mit höherer Luftfeuchtigkeit wird als bis zu drei Grad wärmer empfunden, wodurch die Heizung niedriger gestellt werden kann.
Bei so vielen Vorteilen ist es kein Wunder, dass das Floristik-Geschäft boomt. „Lebendes Grün“ beschert der Gartenbranche stabile Umsätze, die sich 2009 auf ein Volumen von rund neuneinhalb Milliarden Euro beziffern ließen.
Favoriten und Pflege
Die Top Ten unter den grünen Topfpflanzen sind in den letzten Jahren relativ stabil. Besonderer Beliebtheit erfreuen sich Zimmerpalmen, Efeu und Drachenbäume. Im Mittelfeld liegen die Birkenfeige, auch als Ficus Benjamini bekannt, sowie Kakteen, Sukkulente und Yucca-Palmen. Farne, Glücksklee, Zamioculas und Elefantenfüße bekleiden die Plätze sieben bis zehn.
Unter den blühenden Topfpflanzen erlangen vor allem Orchideen, Alpenveilchen, Weihnachtsterne und Hortensien die Gunst der Käufer. Darauf folgen Kalanchoe, deren bekannteste Vertreterin unter dem Namen „Flammendes Käthchen“ bekannt ist. Auf den Plätzen sechs und sieben liegen Azaleen und Topfrosen. Nur etwas weniger begehrt sind Elatior-Begonien, Anthurien und Rittersterne (Amaryllis).
Sicher verdanken einige der genannten Exemplare ihre Beliebtheit nicht nur ihrer Schönheit. Auch der Pflegekomfort spielt eine entscheidende Rolle.
Kakteen, Zamioculas, Elefantenfüße, Drachenbäume und Yucca-Palmen können hier deutlich punkten. Die Yucca-Palme beispielsweise wird mitunter als „Pflanze mit eingebautem grünen Daumen“ bezeichnet, da sie auch grobe Pflegefehler verzeiht. Sie gedeiht selbst dann, wenn der Nachbar sein Versprechen vergisst, als Urlaubsvertretung für die Pflanzenpflege einzuspringen. Außerdem zeigt sie sich nicht sehr wählerisch hinsichtlich ihres Standorts, sondern arrangiert sich mit nahezu jedem Platz, ob hell oder schattig. So beschert sie ihrem Besitzer auch bei mäßigem Einsatz großes Gärtnerglück.
Als Muster an Anspruchslosigkeit gelten zu Recht Kakteen. Die Wüstenpflanzen sind auf eine spärliche Wasserzufuhr disponiert. Die meisten dieser Gewächse halten es problemlos vier Wochen lang ohne gießen aus. Im Winter benötigen sie nur dann zirka einmal pro Monat etwas Wasser, wenn sie in der Nähe einer Heizung platziert sind. Ansonsten kann die stachelige Wohnungsbegrünung auch komplett trocken überwintern. Staunässe hingegen lässt die Wurzeln faulen, was das Ende der Kaktee bedeutet.
Auch der Drachenbaum, der auf den kanarischen Inseln beheimatet ist, übersteht eine längere Trockenperiode relativ unbeschadet. Seinen Namen verdankt er übrigens seiner Eigenschaft, dass die Triebe schnell wieder nachwachsen, wenn sie beschädigt oder abgeknickt wurden. Drachen besitzen der Sage nach eine ähnliche Fähigkeit: Der abgeschlagene Kopf wächst nach!
Im Vergleich zu den genannten Spezies benötigt der Ficus Benjamini relativ viel Aufmerksamkeit. Schon kleine Standortveränderungen nimmt er ausgesprochen übel und reagiert mit starkem Laubabwurf. Auch fühlt er sich eigentlich nur auf einem sonnigen Platz wohl, allerdings ohne direkte Sonneneinstrahlung. Auf einem dunkleren verkümmert er schnell. Aber Vorsicht: Wer seinem Benjamini jetzt auf der Stelle einen helleren Standort zuweisen möchte, möge beachten, dass das Bäumchen eine Eingewöhnungszeit benötigt. Die Helligkeitsstärke darf nur allmählich gesteigert werden.
Große Aufmerksamkeit benötigen auch einige blühende Topfpflanzen. Die Azalee etwa ist eine notorische Vieltrinkerin. Bei ihr wendet man am besten täglich die Tauchmethode an: Einfach die ganze Pflanze mit Topf in einen Eimer Wasser stellen und so lange eintauchen bis keine Luftblasen mehr aufsteigen. Dann nimmt man sie wieder heraus und lässt sie gut abtropfen. Denn hat man mal zwei Tage keine Zeit fürs Eintunken, hat man womöglich nur noch Strohblumen.
Auch das Alpenveilchen erweist sich nicht gerade als anspruchsloser Hausgenosse. Das liegt zum einen an seiner Temperaturempfindlichkeit. Ideal gedeiht es bei 15 Grad. Mehr als 20 Grad Raumtemperatur sollten auf keinen Fall überschritten werden. Nichts desto trotz benötigt es einen hellen Platz – jedoch ohne pralle Sonneneinstrahlung. Auch dürfen die Blüten des Alpenveilchens nicht mit Wasser besprüht werden.
Wenn der grüne Segen zum Fluch wird
Angesichts solcher Schwierigkeiten scheint es verständlich, dass Pflanzen bei vielen Zeitgenossen nur auf Postern oder in Form eines Wandtattoos beliebt sind. Das gilt besonders dann, wenn sich zur Pflegeintensität weitere Schwierigkeiten hinzugesellen, wie etwa Allergien. Unter den allergenen grünen Pflanzen ist vor allem die Birkenfeige zu nennen. Nicht nur, dass sie sich als pflegeintensive Diva entpuppt. Nein, sie kann auch noch zu Asthma, Fließschnupfen, Bindehautentzündung sowie zu Hautausschlägen führen und rangiert damit auf Platz drei der Indoor-Allergieauslöser. Nur Hausstaubmilben und Tier Epithelien (z.B . Hunde- oder Katzenhaare) liegen noch weiter vorne.
Unter den blühenden Pflanzen verursachen vor allem Chrysanthemen allergische Reaktionen. Wie andere Blumen aus der Familie der Korbblüter können sie ohne jegliche Berührung Ekzeme hervorrufen. Auch Schimmel an der Oberfläche der Topferde von Zimmerpflanzen kann stark allergen wirken. Um den Befall zu vermeiden, empfiehlt es sich, eine Schicht Sand auf die Topferde zu streuen.
Risiken für unsere Vierbeiner
Nicht nur Menschen, auch Haustiere können allergisch auf Pflanzen reagieren, wenn sie daran herum knabbern. Für Katzen und Hunde existiert eine lange „Giftliste“. Besonders heftig reagieren Stubentiger auf Prachtlilien, Kolbenfäden, Dieffenbachien und Weihnachtssterne. Aber auch Alpenveilchen, Begonien, Efeututen, Aloe Vera und Azaleen wirken schädlich auf die Tiere. Die Beschwerden reichen von Erbrechen und Durchfall über Koliken und Stimmverlust bis hin zu Herzrhythmusstörungen und Krämpfen. Der Verzehr eines Weihnachtssterns kann schlimmstenfalls sogar über eine Atemlähmung zum Tod der Katze führen.
Glücklicherweise vergreifen sich die eingeschworenen Fleischfresser nur selten an vegetarischer Kost. Unangenehm wird es, wenn sich der Hundewelpe oder die Babykatze von ihrer Neugier leitenlassen und die Pflanzen ihrer Umgebung einem genauen Geschmackstest unterziehen. Wer Zuhause einen ganzen Urwald aus grünen Pflanzen sein eigen nennt, ist daher gut beraten, sich bei der Anschaffung eines Haustiers beim Tierarzt oder im Internet über Giftpflanzen zu informieren.
So ist die richtige Auswahl an Zimmerpflanzen entscheidend dafür, dass das Grün auch dauerhaft glücklich macht. Für Menschen ohne grünen Daumen, Allergiker oder Haustierbesitzer ist eine stilisierte Palme an der Wand mit Sicherheit besser geeignet.