Koch-Platz, Wohn-Raum, Familien-Treffpunkt, Design-Erlebnis: All dies kann eine Küche heutzutage sein. In vielen Häusern und Wohnungen weltweit ist sie der wichtigste Ort, denn hier werden die Grundbedürfnisse des Menschen nach Nahrung, Wärme und Gesellschaft erfüllt. In vorchristlicher Zeit aus einer einfachen Feuerstelle entstanden, spiegelt die moderne Küche heute Individualität und Kreativität ebenso wieder wie spezifisch landestypische Eigenheiten.
JAPAN: Kochen mit Buddha und Bonsai
Japanische Häuser und Wohnungen sind oft winzig klein, aber dennoch ebenso ästhetisch wie effektiv eingerichtet. Das gilt besonders für die Küchen: Um auf engstem Raum optische Größe zu erzeugen, setzen Japaner bevorzugt Möbel mit Querbetonung ein, die den Raum offen und großzügig wirken lassen.
Ebenso wie in der japanischen Tradition steckt auch in der landestypischen Küche eine bestimmte Philosophie: Der Einrichtungsstil ist eher karg, Überflüssiges wird weggelassen oder hinter Schubläden oder Schranktüren verborgen: Die Küche soll Ruhe, Konzentration und Ordnung ausstrahlen. So steht meistens nur wenig an Geräten oder Koch-Utensilien herum, eben nur das, was gerade gebraucht wird. Nichts soll den Koch bei der Herstellung der Speisen ablenken.
Auch die japanischen Kochmethoden spiegeln sich im Küchenstil des Inselstaates wieder: Man findet hier eine Gas-Kochstelle für den traditionellen Wok und auch eine Grillstelle. Oft sind die Sitzplätze für Gäste in der Küche gleich so angeordnet, dass sie nah an den Kochgelegenheiten liegen, sodass man gut „direkt aus dem Wok“ heraus servieren kann.
Statt unnötigem Küchen-Firlefanz findet man hier eher japanische Dekorationsstücke, die auf den ersten Blick gar nichts mit dem Kochen zu tun haben: Das kann eine steinerne Buddha-Figur sein, die Gelassenheit ausstrahlt, ein in Ikebana-Manier gefertigtes Blume-Gesteck, das Frische und Fröhlichkeit in den Raum bringt oder ein schöner Bonsai. Ebenso wie die Einrichtung ist auch die Farbwahl der japanischen Küche eher etwas für Puristen: Bevorzugt werden Schwarz und Weiß, in sehr modernen Küchen kommen außerdem Grau und ein klares, leuchtendes Rot als Farbtöne hinzu.
AMERIKA: Pancake und Frühstücks-Fernsehen
Typisch für eine amerikanische Küche ist es, dass sie nicht vom eigentlichen Wohnbereich getrennt ist, sondern beides befindet sich in einem größeren Raum. Der Übergang zur Küche wird meistens dadurch markiert, dass dort ein Essplatz eingerichtet ist. Dies kann ein normaler Tisch mit Stühlen sein, oder ein erhöhter Tresen mit Barhockern davor. Der Vorteil: Schon beim Frühstück gibt es den freien Blick aufs Frühstücksfernsehen wie bei „Good Morning, America“. Wo bei uns häufig ein Wandtattoo für die Küche an der Wand klebt, ist in amerikanischen Küchen ein Fernseher zu finden.
Einen wichtigen Platz im Küchenraum nimmt der Kühlschrank ein: Er ist groß und breit und hat meistens einen eingebauten Eiswürfelbereiter für kühle Drinks an heißen Sommertagen. Auch andere typische Geräte dürfen in der amerikanischen Küche nicht fehlen: Dazu gehören zum Beispiel eine besonders bei Kindern beliebte Popcorn-Maschine oder ein klassischer „Pancake-Maker“. Praktisch ist dabei der nahe an der Küchenzeile gelegene Essplatz: Die frisch gebackenen Pancakes können so direkt am Tisch gemacht und serviert werden.
Die in Deutschland üblichen Einbauküchen mit Schrankelementen in Standardgrößen, ergänzt durch Fronten aus unterschiedlichem Material, Form und Farbe, gibt es in Amerika nicht ganz so häufig. Hier ist es immer noch üblich, die Kücheneinrichtung vom Tischler maß fertigen zu lassen: So findet man hier meistens ein großes Schrankelement pro Wand, mit auf den persönlichen Bedarf zugeschnittenem Stauraum und Regalen dahinter.
Die „Wohnküche“ ist in amerikanischen Häusern außerdem oft auch so angelegt, dass sie zusätzlich die Funktion eines inoffiziellen Hauseingangs übernimmt. Gute Freunde oder Nachbarn kommen nicht durch den vorderen Hauseingang, sondern schneien gerne mal durch die oft seitwärts am Haus gelegene Küchentür herein – und bleiben gleich zu Plausch, Kaffee und Muffins.
FRANKREICH: Flair in Terrakotta und Holz
In mediterranen Ländern wie Frankreich und Italien gehört eine große Küche als Treffpunkt der Familie zum Lebensstil einfach dazu. Und besonders für die Franzosen, die Erfinder des genussvollen Essens, ist eine rundum gut ausgestattete und wohnlich eingerichtete Küche ein Muss.
Warme kräftige Farben, satte Erdtönen, viel Holz und Terrakotta zeichnen die französische Kücheneinrichtung aus. Ihr Ambiente erinnert an warme Sommertage am Meer, oder einen Nachmittag in einem Hain von Olivenbäumen. Schränke und Fronten französischer Küchenmöbel sind oft im typischen Landhausstil gestaltet, und bezaubern mit natürlicher Schönheit von naturbelassenem Charme.
Die Materialien, die für die Küchenfronten benutzt werden, sind eher rau und uneben als glatt und spiegelnd. Eine typische französische Küchenfront besteht aus Kassettentüren mit gekalkter oder antik wirkender Oberfläche. Für den Fußboden werden gerne Naturstein, rustikale Holzbohlen oder rötlichbraune Terrakottafliesen verwendet, die den wohnlichen Charakter des ganzen Raumes noch unterstreichen.
Auch beim Küchendekor setzt man in Frankreich gerne landestypische Materialien ein: Dazu zählen farbenfrohe Wand- oder Bodenfliesen, die als Bordüre oder Mosaik mediterranen Charme verbreiten. Die Wände sind oft nur rau verputzt oder wurden mit alten Wischtechniken gestaltet. Große geschlossene Schrankwände gibt es in der französischen Küche seltener: Sie werden vielmehr durch offene Regale für Teller oder Flaschen spielerisch durchbrochen und lockern die sonst eher starren Möbelfronten auf.
Typische Designelemente in der französischen Küche sind appetitliche Obstschalen oder Körbe. Besonders gern werden auch alte und neue Möbel kombiniert: So gibt zum Beispiel eine Sitzgruppe mit Rattanstühlen selbst einer modernen Einbauküche den richtigen antiken Touch. Textilien und Küchenutensilien sind in einer typisch französischen Landhausküche eher rustikal: Ein Leinentischtuch, dazu Leinenvorhänge und rustikales Keramikgeschirr ergänzen den franco-mediterranen Stil.
Indien: Geschmack auf silbernem Tablett
In Indien liegen arm und reich dicht nebeneinander, und so verwundert es nicht, dass man hier neben einigen modernen High-Tech-Küchen auch viele Menschen sieht, die sich ihr Dal an einer kleinen Feuerstelle draußen auf der Straße kochen. Eine mittelständische indische Kücheneinrichtung sieht daher auf den ersten Blick eher bescheiden aus, denn sie besteht im Wesentlichen aus einem kleinen Kocher oder Herd nur wenigen Gerätschaften, dafür aber einer großen Anzahl an Kochgeschirr, Schalen und Pfannen. Diese meist aus Metall gefertigten Küchenutensilien werden malerisch auf niedrigen Schränken, Anrichten oder Regalen drapiert. Wer aber einmal indisches Essen probiert hat, weiß, dass sich selbst mit solch geringen Mitteln eine unglaubliche Geschmacksvielfalt zaubern lässt.
Neben den zahlreichen Töpfen und Pfannen aus Metall sieht man in vielen Haushalten auch einen Reiskocher oder sogar einen Mikrowellenherd. Standard in jeder indischen Küche sind allerdings diese Dinge: Eine Karaih, eine wokähnliche Pfanne mit zwei Griffen; ein Tandur, ein spezieller Ofen für die Zubereitung von Tanduri-Gerichten, ein Mörser oder eine elektrische Gewürzmühle zur frischen Zubereitung indischer Gewürzmischungen und Dampf-Kochtöpfe, in denen Reis, aber auch Fisch und Gemüse gegart werden.
In Indien ist die Küche überwiegend zum Kochen da. Gegessen und serviert wird meistens im Ess- oder Wohnraum. Die traditionellen Speisen werden dann auf dem Thali, einem großen Metall-Tablett, gereicht, auf dem zahlreiche kleine Metallschüsseln die herrlichsten Köstlichkeiten der indischen Küche enthalten. In Südindien geht es allerdings noch einfacher: Statt in einem Thali bekommt man sein Essen hier auf einem Bananenblatt serviert.
Afrika: Tradition und erdige Farben
Afrika, der schwarze Kontinent, kann in vier kulinarische Regionen eingeteilt werden. Ebenso unterschiedlich sind auch die Küchenstile, die man dort findet. Am bekanntesten sind die Nordafrikanischen und Südafrikanischen Küchen.
Tunesien, Algerien und Marokko, jene afrikanischen Länder, die nördlich der Sahara liegen, sind vielen bereits durch Urlaubsreisen bekannt. Der faszinierende orientalische Bau- und Dekorstil spiegelt sich auch in der nordafrikanischen Küche wider: Die Wände sind meistens roh verputzt, der Boden besteht aus Fliesen oder Steinplatten. Häufig werden in der nordafrikanischen Kücheneinrichtung satte bunte Farben verwendet. Ein besonderes Kennzeichen des nordafrikanischen Küchenstils sind die kunstvollen und farbenfrohen Mosaike, die man an Wänden und auf Fußböden findet, außerdem Rundbogenfenster oder orientalisches Küchenzubehör wie Schalen, Flaschen oder Couscous-Kocher.
Die Südafrikanische Küche dagegen ist sehr von asiatischen und europäischen Stilelementen geprägt. In der Äthiopischen Küche, die Äthiopien und Eritrea umfasst, sowie in der Schwarzafrikanischen Küche von Ost-, Zentral- und Westafrika findet man am ehesten eine „typisch afrikanische“ Kücheneinrichtung: Die Räume sind recht schlicht eingerichtet, mit grob verputzten Wänden, Küchentresen aus Stein und Zement, dekoriert mit Fliesen, und die gesamte Einrichtung ist in warmen, erdigen Tönen gehalten.
Allen afrikanischen Küchenstilen gemein ist aber die Nutzung von traditionellem Geschirr wie gusseisernen Töpfen, Mörser und Stößel, um die traditionellen Gerichte selbst frisch zuzubereiten.